T A I J I Q U A N

Taiji ist der Name des Symbols der beiden Urkräfte Yin und Yang, dem ewig sich wandelnden männlichen und weiblichen Prinzip. Quan bedeutet „Faust“. Die hohe Kunst des Taijiquan, die Taiji-Faust, übt die Balance und den Wechsel von weich und hart, langsam und schnell, rund und geradlinig, schließen und öffnen. Das Üben der Formen und Partnerübungen vermittelt nicht nur die beiden Prinzipien auf einer sehr pragmatischen, körperlichen Ebene, sondern hilft auch dem Menschen sich selbst in der Bewegung und Reflektion durch den Partner zu erkennen. Jede Kraft im Universum kann man auf einer praktischen Ebene demonstrieren. Die Lehren des Daoismus und Konfuzianismus mit seiner Etikette gehören ebenso dazu wie Erlernen der chinesischen Medizin und der Kriegskunst nach Sunzi. Die mentale und spirituelle Entwicklung ist dabei ebenso wichtig wie das Training des Körpers und der Kampftechniken.

Nutzen

Das Training der klassischen Formen in Kombination mit weiteren Arten der Energiearbeit (Qigong), Dehnungs- und Kräftigungsübungen öffnet blockierte Potenziale auf dem Weg einer ganzheitlichen Entwicklung. Der Körper wird geschmeidiger, kräftiger, weicher und schneller. Zunächst sind die Bewegungen langsam, um Körper und Geist zu öffnen, Spannungen aufzulösen. Später, wenn die Lebensenergie, das Qi, ungehindert fließt, kommen zunehmend explosive Entladungen hinzu. Zusätzlich werden Dehnungs- und Kräftigungsübungen sowie Übungen für die Körperstruktur und -wahrnehmung ebenso praktiziert wie stilles und bewegtes Qigong.

Geschichte

Taijiquan ist eine uralte Kampf- und Lebenskunst, deren Wurzeln sich in einem Schleier aus Legenden, Mythen und Theorien verlieren. Auf dessen Entwicklung nahm das Yijing („Das Buch der Wandlungen“) ebenso Einflus wie auch der Daoismus und andere philosophische, religiöse oder spirituelle Systeme. Belegt ist die Existenz eines Offiziers namens Chen Wangting, der im 17. Jahrhundert in der Provinz Henan lebte. Er erwarb sich einen großen Ruf als Anführer der zivilen Schutztruppen bei der Verteidigung seines Landkreises vor Räubern. Er war ein Meister der Chang Quan und anderer Stile. Chen Wangting, auch als Zhouting bekannt, verband die bisherigen Kampfkünste mit Elementen des Qi Gong und schuf so den Stil der Familie Chen. Es gibt die Geschichte von dem Kampf mit dem Räuberhauptmann Jiang Fa, der die Wudang-Stile beherrschte. Chen Wangting gewann und Jiang Fa wurde daraufhin sein Schüler. Allerdings lernte wohl auch Chen Wangting nicht wenig von ihm, was er in seinen Stil einfließen ließ.

Der Chen-Stil umfasst langsame Bewegungen, den Aufbau von Qi, tiefe Stellungen (gut für den Aufbau der Muskulatur), Sprünge ebenso wie den explosionsartigen Ausstoß von Energie, innerer und äußerer Kraft (Fa Jin). Somit ist es ein sehr kraftvolles und lebendiges System, in dem alles – Yin und Yang – enthalten ist. In den späteren Stilen, die sich alle direkt oder indirekt aus dem Chen Shi Taijiquan, dem Taiji der Familie Chen, entwickelten, verzichtete man auf oft auf schnelle Bewegungen, ebenso wie auch auf tiefe Stellungen.



Trainingsmethoden

Formen

Es werden die klassischen Hand- und Waffenformen (Taolu) vermittelt. Zu ersteren gehören Laojia Yilu, Laojia Erlu, 38er, die moderne und sehr komplexe 56er Wettkampfform und die anspruchsvolle 13er Form nach Meister Shen Xijing. Zu den Waffenformen gehören Schwert, Säbel, Doppelsäbel, Fächer, Stock, Drachenlanze, Speer und einige andere. Die Waffen als Verlängerung der Arme helfen, die in den Handformen erlernten Prinzipien auf einer anderen Ebene umzusetzen und zu vertiefen. Fehler werden deutlicher. Es ist schwieriger, das Zentrum zu halten. Das Training mit Waffen kräftigt die Gelenke und Muskeln der Hände und Arme sowie den übrigen Körper.

Tuishou und Sanda

Weiterhin gibt es ein komplexes System an Partnerübungen, das Tuishou, auch als Push Hands oder Schiebende Hände bekannt. Dabei werden zunächst bestimmte Muster erst mit einer Hand, dann beidhändig und mit Schrittkombinationen geübt, bei denen man lernt, seine Struktur und die vom Partner zu verstehen sowie das Qi „zu hören“ und bei einem Fehler des Partners frei anzuwenden. Im Anschluß gibt es das freie Tuishou, den Taijiquan-Ringkampf, wie er auch auf Wettkämpfen ausgeübt wird und als letzte Stufe den freien Kampf, das Sanda (Sanshou). Hierbei werden Schläge (Dafa), Tritte (Tifa), Würfe (Shuaifa) sowie Greif-und Hebeltechniken (Qinna Fa) genutzt.

Qigong

Qigong bedeutet Energiearbeit. Es werden Prinzipien und Übungen vermittelt, die den Energiefluss ausgleichen, anregen und öffnen. Dies ist wichtig für die mentale, geistige und körperliche Entwicklung ebenso wie die inneren Kampfkünste. Zum Repertoire gehören stilles und bewegtes Qigong. Es wird das Taijiquan-Qigong, das Baduanjin (8 Brokate) im Stehen und Sitzen, das wenig bekannte Ba Da Kong Fa (8 Räumliche Methoden), Yijinjing (Übungen zur Sehnentransformation) uvm. vermittelt.

Neijia - Das Magazin der German Neijiaquan Association